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Als "Holderschwam" oder "Hollerschwammerl" wird der Holunderpilz in alten Kräuterbüchern bezeichnet. Hier wird seine heilende und schmerzlindernde Wirkung bei vielerlei Beschwerden gepriesen. In der asiatischen Küche gilt er als gesunde Delikatesse, und gehört unter dem Namen Mu Ehr bzw. Mu Err zu den beliebtesten Speisepilzen. Um den enormen Bedarf für die Kochtöpfe zu decken, wird er dort kultiviert und gezüchtet. Der Pilz liebt vor Allem das abgestorbene Holz des Holunders. Seine Form und Konsistenz gleicht verblüffend dem menschlichen Ohr.
Sein wissenschaftlicher Name Auricularia auricula judae und die deutsche Volksbezeichnung "Judasohr"
weisen direkt auf die zweitausend Jahre alte Legende hin, die über das "Baumohr" erzählt wird.
Dreißig Silberlinge soll Judas Ischariot von den Römern kassiert haben, als er im Garten
Gethsemane die Identität von Jesus mit einem Kuss preisgab. Später bereute er seine Tat zutiefst,
aber der Verrat belastete seine Seele so sehr, dass er sich an einem alten Holunderbaum erhängte.
Seither wächst das Judasohr auf dem toten Holz des Holunders.
Andere Wundergeschichten über den Pilz werden auch in Japan erzählt. Die Ski-Legende Keizo Miura
veröffentlichte 2005 ein Buch über sein einhundertjähriges Leben, und gibt darin Tipps, wie man bis
ins hohe Alter rüstig und sportlich bleibt. Der Mann mit der eisernen Gesundheit verzehrte täglich
ein Frühstücksmenue aus Fisch, Holunderschwamm und anderen exotischen Zutaten. Tatsache ist, dass
der Pilz neben Vitaminen und wertvollen Eiweißen wichtige Mineralstoffe enthält. Darüber hinaus
ist er außerordentlich reich an sekundären Pflanzenstoffen, die die Blutgerinnung und Entzündungen
hemmen können. Das Judasohr bzw. seine ganz nahen Verwandten gibt es getrocknet im Handel, oft
unter der Bezeichnung "Chinamorchel".
Wenn sie das nächste Mal chinesisch Essen gehen, genießen Sie bewusst das Judasohr vielleicht
in der süß scharfen Hühnersuppe.
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